"Was du für dein Land tun kannst ..."
Der internationale Dienst in seiner Anfangszeit.
Der Arbeitskreis "Lernen und Helfen in Übersee" e.V. hat seit den 60er Jahren maßgeblich die Entwicklungen des internationalen Engagments mit gelenkt.
Er ist ein zivilgesellschaftliches Sammelbecken der Organisationen, die sich für ein "international volunteering for development" national wie auch international einsetzen.
Der AKLHÜ – früher und heute
1959 – 1961
1960 rufen die Vereinten Nationen (UN) die erste „Entwicklungsdekade“ aus – nicht wissend, dass es nur die erste sein wird. In den USA erlässt die neue Administration unter John F. Kennedy den Foreign Assistance Act und gründet 1961 die U.S. Peace Corps. In Westdeutschland rollt eine Gründungswelle entwicklungspolitischer Organisationen durchs Land und so nimmt auch das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) 1961 seine Arbeit auf.
1961
Um die Programmentwicklung der Personellen Entwicklungshilfe gemeinsam voranzutreiben, formiert sich der „Gesprächskreis Entwicklungsdienst“, als breites Bündnis von entwicklungs- und jugendpolitischen Organisationen, Bildungseinrichtungen und Stiftungen.
Der Gesprächskreis verweist auf die Erfahrung der kirchlichen und privaten Dienste und setzt sich für ein breites zivilgesellschaftliches Programm des „Lernen und Helfen in Übersee“ ein.
1962
Am 20. Juni behandelt der „Ausschuss für Entwicklungshilfe“ des deutschen Bundestages (später Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit) den Vorschlag des BMZ zur Gründung eines „Entwicklungsdienstes Lernen und Helfen in Übersee“ und nimmt ihn an.
Am 21. Dezember gründen sieben Beteiligte des Gesprächskreises im Beisein des damaligen Bundesministers für wirtschaftliche Zusammenarbeit Walter Scheel den Verein „Entwicklungsdienst Lernen und Helfen in Übersee“ e.V.
Zu den Gründungsmitgliedern zählten der World University Service (WUS), der EIRENE Internationaler Christlicher Friedensdienst. e.V., der Weltfriedensdienst (wfd), Arbeitsgemeinschaft für Entwicklungshilfe (AGEH), die Dienste in Übersee (dü), der Deutsche Bundesjugendring und der Arbeitskreis Internationaler Gemeinschaftsdienste.
Er wird zum Forum aller gesellschaftlichen Kräfte, die sich der freiwilligen Personellen Entwicklungszusammenarbeit verschrieben haben. Dabei übernimmt er auch eine Rolle als Laboratorium für Versuche, die Bundesrepublik zu einem weltoffeneren und damit gegenüber dem Globalen Süden aufgeschlosseneren Ort zu machen.
1963
Im Frühjahr erarbeitet eine Arbeitsgruppe des Vereins den „Programmvorschlag für den Einsatz deutscher Freiwilliger in Entwicklungsländern“. Dieses dient als Grundlagenpapier für den ausgegründeten Deutschen Entwicklungsdienst (DED).
Nachdem erkennbar wird, dass der geplante Entwicklungsdienst nicht in zivilgesellschaftlicher Trägerschaft umgesetzt werden wird, passt der Verein am 19. Juni seine Satzung an und beschließt den endgültigen Namen: Arbeitskreis „Lernen und Helfen in Übersee“ e.V.
Nur wenige Tage später wird im Beisein des amerikanischen Präsidenten John F. Kennedy der Deutsche Entwicklungsdienst (DED) gegründet. Der AKLHÜ wird Minderheitsgesellschafter. Die Mehrheit in der Gesellschafterversammlung und im Verwaltungsrat liegt beim Bund: „So standen wir denn […] am 24. Juni 1963 […] als skeptische Zuschauer im Hintergrund und wussten, dass jeder Schritt echter Mitbestimmung und echter pluralistischer Struktur […] mühsam erkämpft werden musste.“ (Heinz Westphal, Deutscher Bundesjugendring)
1964
Gründung der „Regional Conference on International Service“, die 1989 zum „Europäischen Forum für den Entwicklungsdienst – FORUM“ und ab 2000 zum International FORUM on Volunteering for Development wurde.
1965
Der Vorstand des AKLHÜ greift den Gedanken eines Rahmengesetzes für junge Freiwillige im Entwicklungsdienst wieder auf und erstellt einen Entwurf.
1969
Nach Jahren der inhaltlichen Auseinandersetzung wird das Entwicklungshelfer-Gesetz verabschiedet. Die Bundesregierung folgt den Vorschlägen des AKLHÜ. Die Idee des Arbeitskreises, einen einjährigen Freiwilligendienst rechtlich zu verankern, fand dabei keinen Einzug.
Im selben Jahr entwickeln der AKLHÜ und die ihm angeschlossenen Entwicklungsdienste gemeinsam mit der Karl-Kübel-Stiftung ein Rückkehrenden-Programm, das sog. „Förderungswerk für zurückgekehrte Fachkräfte der Entwicklungsdienste“. Parallel dazu wird dem AKLHÜ die Funktion als Beratungs- und Anmeldestelle übertragen.
1970
Am 07. Dezember 1970 wird das United Nations Volunteers Programm eingerichtet.
1970 – 1972
Der AKLHÜ erarbeitet ein Gesamtkonzept für internationale Freiwilligendienste und versucht erneut – wenn auch vergeblich – nach dem Vorbild des Entwicklungshilfegesetzes einen entsprechenden rechtlichen Rahmen zu initiieren.
1970 – 1974
Der AKLHÜ stützt die Vernetzung der zurückgekehrten Entwicklungshelfer*innen und koordiniert vielfältige Veranstaltungen.
1974
Aus Ressourcengründen beschließt der AKLHÜ, sich auf die inhaltliche und politische Begleitung des DED zu konzentrieren, und die Verbesserung der Rahmenbedingungen Internationaler Freiwilligendienste lediglich am Rand zu begleiten.
1978 – 1995
Das Büro des Europäischen FORUMs für den Entwicklungsdienst arbeitet in enger Kooperation mit dem AKLHÜ von dessen Bonner Büro aus.
1980
Der AKLHÜ erarbeitet „Grundsätze und Kriterien für die Arbeit des DED“ aus Sicht der Zivilgesellschaft.
1981
Am 06. Mai 1981 stellt der AKLHÜ dem Ausschuss für wirtschaftliche Zusammenarbeit (AWZ) eine ausführliche entwicklungspolitische Ausarbeitung zur internationalen Personellen Zusammenarbeit zur Verfügung (Anhörung).
1982
Am 01. Dezember 1982 nennt der Deutsche Bundestag die internationale Personelle Zusammenarbeit in einem Grundsatzbeschluss „das Kernstück der Entwicklungspolitik“ und begrüßt die Tätigkeit der freien Träger auf diesem Gebiet.
1995
Das BMZ stellt die Förderpraxis um. Der AKLHÜ verliert seinen Status als institutioneller Partner und erhält ab diesem Zeitpunkt jährliche Projektzuwendungen.
2001
Der AKLHÜ ist Mitbegründer des Gesprächskreises Internationale Freiwilligendienste (GIF).
2002
Der AKLHÜ feiert sein 40-jähriges Bestehen (eine Dokumentation der Feierlichkeiten finden Sie hier).
Die Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) e.V. übernimmt die Trägerschaft für das Förderungswerk. Die Mitarbeiter*innen des Förderungswerks ziehen nach Bonn und bilden eine Bürogemeinschaft mit dem AKLHÜ. Ein Kooperationsvertrag zwischen AGdD und AKLHÜ legt fest, dass die Geschäftsführung des AKLHÜ auch die geschäftsführenden Aufgaben der AGdD ausübt.
2005
Im Dezember richtet der AKLHÜ die erste bundesweite Fachmesse für Personelle Entwicklungszusammenarbeit „Engagement weltweit“ aus.
2005 – 2007
Der AKLHÜ arbeitet an den Vorverhandlungen für einen möglichen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst maßgeblich mit. Ein Jahr später wird das weltwärts-Programm gegründet.
2005 – 2008
Der AKLHÜ koordiniert das trägerübergreifende Projekt „Internationale Freiwilligendienste für unterschiedliche Lebensphasen“ (IFL). Über die Maßnahme können mit Unterstützung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) internationale Freiwilligendienste für Menschen über 30 Jahren getestet werden. Zudem ermöglicht das Projekt eine trägervernetzte Weiterentwicklung von Freiwilligendiensten für Menschen aus dem Globalen Süden.
2008 – 2010
Der AKLHÜ unterstützt und koordiniert die Abstimmungsprozesse in der Zivilgesellschaft im weltwärts-Programm.
2010
Im März handeln Vertreter*innen internationaler Freiwilligendienste gemeinsam mit dem AKLHÜ im BMFSFJ einen neuen internationalen Freiwilligendienst aus. Im Folgejahr startet der Internationale Jugendfreiwilligendienst (IJFD) des BMFSFJ.
Das BMZ strebt eine Reform der entwicklungspolitischen Zusammenarbeit an. Dazu soll auch der DED mit der GTZ verschmelzen. Der AKLHÜ überträgt nach langen Diskussionen seine Gesellschaftsanteile auf die Bundesrepublik Deutschland. Im Gegenzug erhält er vom BMZ vertraglich u.a. vergleichbare Rechte (Informations-, Anhörungs- und Beteiligungsrechte in allen Grundsatzfragen und bei Monitoring- und Evaluierungsmaßnahmen der Personalentsendung von Entwicklungshelfer*innen und Freiwilligen bei der GIZ sowie bei der Teilnahme an nationalen und internationalen Konferenzen, Tagungen, Messen zu Themen der Personalentsendung) bei der Integration und Weiterentwicklung des Entwicklungsdienstes und Freiwilligendienstes (weltwärts) in die neu geschaffene GIZ.
2011
Im Dezember 2011 übernimmt der AKLHÜ die Koordination einer der fünf Zentralen Stellen im Internationalen Jugendfreiwilligendienst.
2012
Im September wird die Qualitätsstelle des Verbunds weltoffen beim AKLHÜ angebunden.
2013
Im Januar wird der AKLHÜ Zentralstelle im Bundesfreiwilligendienst und nutzt das bereitgestellte Kontingent ausschließlich für die Vermittlung internationaler Freiwilliger nach Deutschland (Incoming).
Im selben Jahr steht das Jubiläum 50 Jahre Entwicklungshelfer*innen an. Zeitgleich erscheint eine AKLHÜ-Publikation zur „Zukunft des Entwicklungsdienstes“.
2015
Im Mai richtet der AKLHÜ die europäische Tagung „European Agencies Meeting for Volunteering in Development“ in Bonn aus.
Die Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) stellt sich neu auf und ernennt eine eigene Geschäftsführung. Der Kooperationsvertrag mit dem AKLHÜ wird in der bisherigen Form gekündigt. Die Bürogemeinschaft bleibt bestehen.
Das BMZ beendet die Förderung der Kernaufgaben des AKLHÜ (Information und Beratung von Interessierten an einer Tätigkeit im Bereich der Entwicklungszusammenarbeit & Förderung der Vernetzung und des Fachdialogs der entsprechenden Personaldienste).
2017
Auf seiner 74. Mitgliederversammlung beschließt der AKLHÜ eine strategische Neuausrichtung. Schwerpunkte seiner zukünftigen Arbeit sind die Kooperation und Vernetzung seiner Mitglieder, die Interessenvertretung für die internationale Personelle Zusammenarbeit und die Stärkung, Weiterentwicklung und Ausbau von internationalen Diensten.
U Thant – Generalsekretär der Vereinten Nationen 1961 – 1971:
„Wir hoffen auf den Tag, da die Jugend einen freiwilligen Beitrag zur Entwicklung eines Landes in Übersee oder einer zurückgebliebenen Gegend der eigenen Heimat als normalen Bestandteil der eigenen Bildung und Reifung versteht.“