Deutsch-Afrikanisches Jugendwerk (DAJW): Senior Experten Service (SES) macht Team works! – Starkes Incentive für junge Fachkräfte

Raul Wagner hat soeben seine Ausbildung zum Mechatroniker abgeschlossen – mit Bravour und nicht irgendwo, sondern bei Robert Bosch am Standort Homburg bei Saarbrücken. Damit ist er auf dem Arbeitsmarkt heiß begehrt: Der 21-Jährige wird sich seinen künftigen Arbeitgeber aussuchen können. Vielleicht sattelt er aber auch ein Studium auf. Darüber will er gut nachdenken. Zeit hat er genug, denn seine Freisprechung liegt ja erst wenige Wochen zurück.

Vor seiner endgültigen Entscheidung nutzte der junge Mann die Gelegenheit, ins Ausland zu gehen, konkret nach Sambia. Ermöglicht hat den Aufenthalt das Mitte 2021 vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) gegründete Deutsch-Afrikanische Jugendwerk (DAJW). Raul Wagner nahm am DAJW-Programm Team works! teil, das der Bonner Senior Experten Service (SES) durchführt – eine der großen deutschen Ehrenamtsorganisationen in der Entwicklungszusammenarbeit.

Mit Team works! nach Afrika oder Deutschland
Team works! ist ein kostenloses Angebot für Berufstätige und Azubis ab dem 3. Ausbildungsjahr in der Altersgruppe Ü18 bis U30. Das Programm bringt junge Menschen aus Deutschland für etwa vier Wochen nach Afrika und umgekehrt junge afrikanische Fachkräfte für rund einen Monat nach Deutschland. Hier wie dort hospitieren sie in ihrem Metier bei einem Unternehmen, einer Organisation oder einer anderen Einrichtung, hier wie dort steht ihnen eine Expertin oder ein Experte des SES als Begleitperson zur Seite.

Wer mitmacht, profitiert: nicht nur vom generationenübergreifenden Austausch mit einer gestandenen Fachkraft, sondern auch von der mit einem internationalen „Arbeitsaufenthalt“ einhergehenden Erfahrung, die wesentliche Entwicklungsprozesse anstößt und junge Menschen in ihrer Professionalität fördert. Und das zahlt sich aus, auch für diejenigen, die Azubis oder Mitarbeitende für einen überschaubaren Zeitraum freistellen oder Fachkräften aus Afrika eine Hospitanz ermöglichen.

Auf nach Rufunsa
Raul Wagner jedenfalls dachte „super“, als er erfuhr, wie unkompliziert die Dinge bei Team works! laufen: Keine Kosten, kein Stress mit der Reiseorganisation und im Ausland nicht allein. Das gefiel ihm, und so ließ er sich beim SES als Team-works!-Interessent registrieren. Bald darauf wurden ihm Sambia als Einsatzort und Stephan Sausel aus Welle in Niedersachsen als Kompagnon vorgestellt. Bei einer Videokonferenz lernten die beiden einander kennen. Es passte fachlich, die Chemie stimmte, der gemeinsame Einsatz konnte kommen.

Einen ganzen Sommermonat verbrachte das Tandem schließlich in Rufunsa in der sambischen Provinz Lusaka. Dort betreibt die Furrer Foundation zusammen mit der Schweizer Second Mile Foundation ein Hilfsprojekt, das unter anderem ausbildet: in diversen Handwerksberufen und mit dem Ziel, das lokale Unternehmertum zu fördern.

Von SES-Experte Sausel wünschten sich die Stiftungen, die den Einsatz in Auftrag gegeben hatten, Unterstützung beim Aufbau und der Gestaltung eines Pilotprojekts „Entrepreneurship“ und Tipps für die Ausbildung von Elektrikern – ein Thema wie gemacht für den Berufsschullehrer, der vor seinem Ruhestand stellvertretender Leiter eines Studienseminars für das Lehramt an berufsbildenden Schulen war.

Raul Wagner hatte die Aufgabe, über die Lehrpläne und -inhalte zu berichten, mit denen er bis vor Kurzem konfrontiert war. Denn in Rufunsa arbeitet man gerade an der Verbesserung des Curriculums. „Ich habe ja viel für meine Prüfung gelernt und die ganze Theorie im Kopf. Außerdem weiß ich genau, nach welchen Plänen ich ausgebildet wurde. Das alles habe ich sehr gerne weitergegeben. Ich selbst habe bei meinem überhaupt ersten Aufenthalt in einem afrikanischen Land irre viel mitgenommen und einen neuen Way of Life kennen und schätzen gelernt.“

Fazit Stephan Sausel: „Die Zusammenarbeit mit Raul war für uns beide und die Stiftungen ausgesprochen fruchtbar. Er brachte die Perspektive des ‚Eben-noch-Azubis‘ und brandaktuelle Informationen mit, ich den pädagogischen, auf die Lehre gerichteten Blick. Wir haben uns bestens ergänzt, auch und gerade wegen unserer altersbedingt unterschiedlichen Sichtweisen. Der Synergieeffekt war perfekt.“

Von Kasese nach Dresden
Nicht weniger begeistert ist Rebecca Biira aus Kasese in Uganda. Die gelernte Köchin arbeitet am Rwenzori Royal Institute als Ausbilderin, und auch sie hat im Sommer eine Team-works!-Hospitanz absolviert: in Dresden bei der Konditorei Wippler. Ihr Tandempartner war SES-Experte Helmut Liu, Küchenmeister im Ruhestand. Seine Rolle war die eines Mentors, zuständig für alle außerbetrieblichen Belange, das kulturelle Rahmenprogramm und Ausflüge in die Natur rund um die sächsische Landeshauptstadt. Er war auch der Organisator eines besonderen Ereignisses. Am 22. Juni 2022 besuchte Barbara Klepsch, die Sächsische Staatsministerin für Kultur und Tourismus, Rebecca Biira bei Wippler.

In den Arbeitsalltag der Konditorei war Rebecca Biira voll integriert. Der 29-Jährigen ging es darum, sich mit den Arbeitsabläufen und den Produkten einer hiesigen Bäckerei vertraut zu machen – Know-how, das sie jetzt an ihre eigenen Auszubildenden weitergibt. „Was ich über den Umgang mit Obst gelernt habe, hat mich besonders beeindruckt. Ich freue mich auf meine eigenen Experimente mit Mango, Passionsfrucht oder Bananen. Meine Azubis werden staunen.“

Die Hospitation war in jeder Hinsicht erfolgreich, findet auch Konditoreichefin Kathrin Wippler. „Geschickt, ruhig, aufmerksam und wissbegierig: In Rebecca hatten wir eine großartige Hilfe. Wir haben viel mit ihr geteilt und sie viel mit uns. Der Austausch war eine echte Bereicherung: An Rebeccas Rezepte für Chapati und Mandazi werden wir uns noch lange erinnern.“
 


Das Deutsch-Afrikanische Jugendwerk (DAJW) wird im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) von Engagement Global – Service für Entwicklungsinitiativen durchgeführt und vom Senior Experten Service (SES) unterstützt. Das DAJW umfasst ein Begegnungsformat für Jugendgruppen (Teams up!) und eine Programmlinie für junge Fachkräfte (Team works!).

Der SES ist die führende deutsche Entsendeorganisation für ehrenamtliche Fach- und Führungskräfte im Ruhestand oder in einer beruflichen Auszeit (Weltdienst 30+). Mit rund 12.000 Expertinnen und Experten aus allen Branchen unterstützt der SES den Know-how-Transfer in der Entwicklungszusammenarbeit und die Förderung des Fachkräftenachwuchses in Deutschland. Im Rahmen des DAJW führt er die Programmlinie Team works! durch.

Träger des SES sind der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH). Größter Mittelgeber ist der Bund.

Für Team works! dringend gesucht
Neue Hospitationsplätze für junge Fachkräfte aus Afrika: bundesweit, alle Branchen
Für Hospitanzen in Afrika: Azubis, Berufstätige, 18 bis 30 Jahre, v. a. nicht-akademische Berufe

Kontakt: Laurence Bayer, dajw@ses-bonn.de, 0228 26090-124
Weitere Informationen: www.dajw.de und www.ses-bonn.de

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