AKLHÜ-Feature: AKLHÜ Engagement trägt Früchte, 50 Jahre EhfG

Mit 300 Gästen fanden am 12. Juli die Feierlichkeiten zu 50 Jahren Entwicklungshelfergesetz (EhfG) unter dem Motto "Die Welt im Gepäck" in Berlin statt.

Am 12.Juli 2019 luden die Gemeinsame Konferenz Kirche und Entwicklung (GKKE) sowie die Arbeitsgemeinschaft der Entwicklungsdienste (AGdD) zum Tag der zurückgekehrten Fachkräfte aus dem Entwicklungsdienst und Zivilen Friedensdienst ein. Unter dem Motto „Die Welt im Gepäck“ wurde den Fachkräften Anerkennung und Wertschätzung für den geleisteten Dienst ausgesprochen und in diesem Jahr auch der 50. Jahrestag des Entwicklungshelfer-Gesetzes gefeiert. Unter den 300 Gästen war auch Bundeskanzlerin Angela Merkel:

„Ihre Arbeit ist ein Aushängeschild für unser Land“, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel. „Sie zeigen, wofür Deutschland steht: für grundlegende Werte, allen voran die Achtung der Menschenwürde, für einen respektvollen und partnerschaftlichen Umgang und auch für Verlässlichkeit. Im Gegenzug erhalten Sie oft einen tiefen Einblick in die Lebenssituation vor Ort ", so die Kanzlerin. Bundeskanzlerin Angela Merkel stellte die Bedeutung des Entwicklungs- und Friedensdienstes heraus und verwies auf die vielfältigen Anforderungen an die Arbeit. Zu jeder Zeit brauchte und braucht es Menschen mit Herz und Verstand, die sich freiwillig und mutig auf den Weg machen um in aller Welt Entwicklungs- oder Friedensdienst zu leisten. Es braucht Menschen die um die Bedingungen vor Ort wissen, die wissen was gebraucht und was angenommen wird, welche Unterstützung tatsächlich Entwicklung fördert“, Bundeskanzlerin Angela Merkel lobte in ihrer Rede abschließend noch einmal 50 Jahre solidarisches Engagement.

Link zur Rede der Bundeskanzlerin

Unter den Gästen bei der Festveranstaltung war auch Peter Schaefer. Er nahm vor 50 Jahren als Geschäftsführer von Dienste in Übersee seitens AKLHÜ an den Beratungen zur Gestaltung des Entwicklungshelfer-Gesetzes teil. Der ausgebildete Musiker und Betriebswirt hatte sich der Frage einer sozialen Absicherung von Fachkräften angenommen und setzte sich unter dem Dach des AKLHÜ beim Ministerium für die Seitens der Dienste notwendigen Inhalte des geplanten Gesetzes ein. Das Engagement der Dienste unter dem Dach des AKLHÜ hat entscheidend dazu beigetragen, dass die soziale Absicherung berufserfahrener Fachkräfte und ihrer Familien erfolgreich in die Gesetzesinitiative eingebracht werden konnte. Die Mitglieder der Dienste haben in der Folge die weiteren Geschicke der Umsetzung des Entwicklungshelfer-Gesetzes begleitet. Dem AKLHÜ war dies insbesondere durch die Rolle des privaten Mitgesellschafters am staatlichen Entwicklungsdienst DED möglich. Mit der Rückgabe seiner Gesellschafteranteile an das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat der AKLHÜ die Einbindung des DED in die Fusion der staatlichen Entwicklungszusammenarbeit möglich gemacht. Im Gegenzug verpflichtete sich der Bund als zukünftiger Alleingesellschafter der GIZ dem AKLHÜ mit einer notariell beglaubigten, schuldrechtlichen Vereinbarung Informations-, Anhörungs- und Beteiligungsrechte zu.

Näheres zur Geschichte des AKLHÜ und des EhfG finden Sie hier.

Dass wir heute auf ein im Prinzip zeitlos wirkendes Gesetz zurückblicken können, lag sicherlich auch an dem damaligen Weitblick der beteiligten Akteure im AKLHÜ und der Offenheit des Ministeriums zivilgesellschaftliche Dachverbände in Fragen der rechtlichen Ausgestaltung einzubeziehen.

Das EhfG beschreibt eine Entwicklungshelferin bzw. einen Entwicklungshelfer als eine sehr gut qualifizierte Fachkraft, die freiwillig und ohne Erwerbsabsicht, solidarisch und partnerschaftlich für einen begrenzten Zeitraum eine Partnerorganisation im Globalen Süden unterstützt. Seit der Bundestag das Entwicklungshelfergesetz 1969 verabschiedete, hat sich an der Definition des Entwicklungshelfers nichts geändert. Auch wenn heute der Entwicklungsdienst üblicher Bestandteil der Karriereplanung sein kann und die Ansprüche der Partnerorganisationen an die fachlichen Qualifikationen von Fachkräften gestiegen sind, hat dies nichts am Kern einer von Solidarität und Augenhöhe getragenen Mitarbeit geändert.

Das Gesetz ermöglicht Kirchen und zivilgesellschaftliche Organisationen noch heute das, was internationale Unternehmen durch internationale Personalentwicklung oder Universitäten durch internationale Forschungs- und Austauschprogramme bewerkstelligen: Die Beeinflussung von Globalisierungsprozessen mittels internationaler Vernetzung. Dies ist eine Aufgabe für den Entwicklungsdienst, die zunehmend auch von Partnerorganisationen aus Schwellenländern angefragt wird.

Entscheidendes Element zur Erreichung der mit der Agenda 2030 verbundenen globalen Entwicklungsziele ist ein starkes zivilgesellschaftliches Engagement. Deswegen ist die Stärkung der globalen Zivilgesellschaft ein wichtiger Schwerpunkt des Entwicklungsdienstes. Es werden zunehmend Fachkräfte gesucht, die nicht nur fachlich versiert, sondern bereits Teil von Netzwerken sind. Partnerorganisationen nutzen den Entwicklungsdienst auch dazu, dem in vielen Ländern immer mehr eingegrenzten politischen Handlungsspielraum durch verlässliche Kontakte entgegen zu wirken und Informationen über Grenzen zu vermitteln oder mittels Fachkräften ihre Sicherheit durch internationale Sichtbarkeit zu stärken. Das Entwicklungshelfer-Gesetz hat hier auch zukünftig eine Funktion.

In besonderer Weise kommt die Vermittlung von Fachkräften unter dem Entwicklungshelfer-Gesetz im Rahmen des Zivilen Friedensdienstes (ZFD) zum Tragen. Der Zivile Friedensdienst wurde als Programm vor 20 Jahren auf dem EhfG aufgesetzt. Mit dem ZFD unterstützen die beteiligten Träger die zivile Konfliktbearbeitung und gewaltfreien Transformation von Konflikten in Post-Konflikt-Kontexten, in aktuell konfliktiven Regionen und mit präventivem Charakter in Gesellschaften mit hohem Konfliktpotenzial. Auch der ZFD feiert dieses Jahr ein Jubiläum – er wird 20: Die Jubiläumsveranstaltung findet Anfang Dezember im BMZ in Berlin statt – der AKLHÜ und seine Mitglieder im Konsortium ZFD freuen sich darauf.

(Text: Jürgen Deile DÜ/BfdW)

 

  • (Bild: Hermann Bredehorst/Brot für die Welt)
  • Entwicklungshelfer-Gesetz
  • Minister Eppler zu Besuch in der DÜ Geschäftsstelle
    Minister Eppler zu Besuch in der DÜ Geschäftsstelle /Links im Bild: Peter Schäfer (Bild: Archiv Dienste in Übersee)
  • Jürgen Deile und Peter Schaefer
    Jürgen Deile und Peter Schaefer: Generationen übergreifendes Engagement des evangelischen Personaldienstes im AKLHÜ (Bild: Achille Abboud/, Brot für die Welt)
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