Comundo und E-Changer regeln ihre Trennung

Kooperationsvertrag zum 31.12. gekündigt

Die Entwicklungsorganisationen BMI, Echanger und Inter-Agire (italienischsprachige Schweiz) bildeten seit Anfang 2013 die Allianz Comundo mit Geschäftsstellen in Luzern, Freiburg und Bellinzona. Comundo ist in der Personellen Entwicklungszusammenarbeit tätig, das heisst, sie entsendet Fachpersonen, die in Projekten von Partnerorganisationen in den Einsatzländern mitarbeiten. Vorgaben der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) verlangten, dass aus der Allianz bis spätestens 1. Januar 2017 ein eigener Rechtsträger wird. Bislang war die BMI gemäss einem Kooperationsvertrag zwischen den drei Organisationen Rechtsträger von Comundo und damit für sämtliche Verträge verantwortlich. Ein Konflikt um Mitbestimmungsrechte der einzelnen Trägerorganisationen führte im vergangenen Jahr dazu, dass Echanger den Weg von Comundo von der Allianz zum Verein nicht mitmachte.

Nun ist der Kooperationsvertrag mit Echanger per 31. Dezember 2016 «in gegenseitiger Absprache» gekündigt worden, heisst es einer gemeinsamen Mitteilung von Comundo und Echanger vom Mittwoch, 13. Juli. In einer Vereinbarung vom 30. Juni 2016 regeln BMI und Echanger das Ende der Zusammenarbeit mit der Westschweizer Organisation.

Echanger eröffnet Büro in Lausanne

Diese sieht eine Übergangsphase bis Ende 2016 vor, in der das operative Geschäft bei Comundo verbleibt. Dies betreffe insbesondere die Durchführung und Steuerung aller Programme sowie die Ausbildung von Fachpersonen, heisst es in der Mitteilung. Ab dem 1. Juli wird Echanger unter eigenem Namen wieder Aktivitäten aufnehmen, insbesondere im Bereich der Sensibilisierungsarbeit, der Kommunikation und der Mittelbeschaffung. Die in Freiburg verwurzelte Organisation Echanger eröffnet neu ein Büro in Lausanne. Comundo bleibt auch ab 2017 in Freiburg mit einem Büro präsent.

Der Umzug von Echanger nach Lausanne erfolge aus praktischen Gründen, sagte Nordmann, seit dem 17. Juni Generalsekretär der Organisation, gegenüber kath.ch. So sei man innerhalb der Romandie zentraler gelegen. Gleichzeitig solle Freiburg, wo auch viele Vereinsmitglieder lebten, weiterhin als Versammlungsort dienen.

Gemäss Vereinbarung werden BMI und Inter-Agire ab 2017 auch in Zukunft gemeinsam als Organisation der Personellen Entwicklungszusammenarbeit unter dem Markennamen Comundo gesamtschweizerisch tätig sein. Echanger seinerseits wird ab 2017 im Bereich der Personellen Entwicklungszusammenarbeit selbständig aktiv werden. Die Organisation übernimmt per 1. Januar das Programm Burkina Faso. Ausserdem will Echanger in Brasilien tätig werden.

Comundo zieht sich aus vier Ländern zurück

Comundo ist gegenwärtig in elf Ländern tätig, wie Teres Steiger-Graf, Geschäftsleiterin und CEO bei Comundo, gegenüber kath.ch mitteilte. Ab 2017 wird die Organisation ihr Aktionsfeld auf sieben Länder beschränken: Philippinen, Kenia, Sambia, Peru, Bolivien, Kolumbien und Nicaragua. In diesen Ländern wird sie mit ingesamt 90 Fachpersonen tätig sein. Die Einstellung des Länderprogramms Brasilien hat Comundo laut Mitteilung unabhängig von der Trennung von Echanger bereits vor längerer Zeit beschlossen.

In der Mitteilung geben sich die beiden Parteien versöhnlich: Comundo und Echanger seien überzeugt, mit der Vereinbarung die Trennung bestmöglich im Sinne der Partnerorganisationen im Süden, der Partner im Norden sowie der institutionellen und privaten Spender in der Schweiz geregelt zu haben. Sie seien zudem überzeugt, dass beide Organisationen ihre Aktivitäten im Einklang mit ihren Werten weiterführen können und dass sie gestärkt aus «diesem Experiment» hervorgehen, schreiben sie in der Mitteilung.

Echanger geht mit Vertrauen in die Zukunft

Nordmann bestätigte gegenüber kath.ch, dass man bei Echanger mit der Regelung zufrieden sei. «Wir können eine Kontinuität für unsere Mitarbeiter in der Schweiz und die Freiwilligen in den Einsatzländern vor Ort garantieren. Ausserdem bekommen wir mit der nun getroffenen Vereinbarung die Grundlagen, um unsere Arbeit fortsetzen zu können.» Zu diesen Grundlagen gehörten Dokumente zu den Projekten, zu den Partnerschaften im Süden und im Norden sowie Konzepte. Man beginne nun auf ganz tiefem Niveau und mit einer bescheidenen Struktur, so Nordmann. Der Generalsekretär blickt dennoch mit Vertrauen in die Zukunft, wie er gegenüber kath.ch sagt. Die Trennung habe dazu beigetragen, dass man wieder zurück zu den eigenen Werten gefunden habe und zu einer «partizipativen Arbeitsweise» zurückkehren könne. Gegenüber dem Portal cath.ch (13. Juli) sagte er, die Organisation verfüge nun über eine genügend starke finanzielle Grundlage für den Neustart; dieses Thema sei von den Parteien intensiv besprochen worden.

Man sieht sich nicht als Konkurrenz

Dass Comundo auch in der Westschweiz tätig sein wird, betrachtet Nordmann nicht als Konkurrenz. Es gebe nebst Comundo und Echanger ja noch weitere Organisationen, die im gleichen Feld tätig seien. «Jede hat ihre Besonderheit.» Der Generalsekretär geht auch nicht davon aus, dass Konflikt und Trennung dem Ansehen der Personellen Entwicklungszusammenarbeit geschadet haben. Der Konflikt habe vielmehr sinnvolle Diskussionen ausgelöst und das Thema «Personelle Entwicklungszusammenarbeit» ins Gespräch gebracht.

Bei Comundo bedauert man sehr, dass die «schweizweite Form der Zusammenarbeit nicht längerfristig funktioniert hat», teilte Steiger-Graf mit. «Wir sind jedoch überzeugt, dass es der Personellen Entwicklungszusammenarbeit nicht schadet, sondern auch als Chance gesehen werden kann, dass jede Organisation ihr Profil stärken kann.» Von einer Konkurrenzsituation möchte auch die Geschäftsleiterin von Comundo nicht sprechen, da die beiden Organisationen in unterschiedlichen Ländern tätig sein werden. Ob dies auf ewig so bleiben wird, ist offen. Laut Nordmann enthält die Vereinbarung keine Klausel, wonach Echanger nur in Burkina Faso und Brasilien tätig sein darf.

Quelle: kath. CH - katholisches Medienzentrum

Zurück