Corporate Volunteering – Ein Gewinn für Alle

Ein Bericht von Anna Grimminger. Sie studiert Internationale Beziehungen und Entwicklungspolitik und hat für den AKLHÜ eine Fachtagsreihe zu Corporate Volunteering vorbereitet und moderiert.

Corporate Volunteering ist „in“. Fast alle großen deutschen Unternehmen machen „es“ – vom DAX-Unternehmen bis zu Mittelständler. 26 Prozent der deutschen Unternehmen tätigen regelmäßig Zeitspenden; Tendenz steigend. Auch beim AKLHÜ ist Corporate Volunteering ein Thema. Im Rahmen einer Fachtagsreihe beschäftigt sich der Fachbereich I mit dieser Form des ehrenamtlichen Engagements von Unternehmen.

Rückschau – AKLHÜ Fachtag zu Corporate Volunteering

Im Januar 2022 fand die erste Veranstaltung der Fachtagsreihe statt. Der Tag startete mit einem einführenden Fachvortrag von Ellen Sturm, von UPJ dem Netzwerk für Corporate Citizenship und CSR. Anschließend erzählte Harald Kischlat von den German Doctors über seine Erfahrungen mit Corporate Volunteering in Form eines Unterstützerkreises – einem Kreis von Unternehmen, die die German Doctors langfristig und verlässlich unterstützen. Zum Abschluss berichteten drei Unternehmen von ihren Erfahrungen im Rahmen einer Podiumsdiskussion. Auf dem virtuellen Podium waren Vertreter*innen von Dr. Ausbüttel, der Kommunalstelle Förderung und Anerkennung Bürgerschaftlichen Engagements der Stadt Köln und der help alliance, der unternehmenseigenen Hilfsorganisation der Deutschen Lufthansa.

Was ist Corporate Volunteering?

Corporate Volunteering (CV) bezeichnet das gesellschaftliche Engagement von Mitarbeiter*innen eines Unternehmens – während oder außerhalb der Arbeitszeit – das vom Unternehmen gefördert oder unterstützt wird. Die Bandbreite von Corporate Volunteering ist riesig und umfasst:

  • Hands-on Volunteering in Form von einzelnen Aktionstagen, wie zum Beispiel einer Aufräumaktion in einem Park oder dem Durchführen eines Sommerfestes in einer Pflegeeinrichtung
  • 1:1 Begegnungen wie Mentoring, Patenschaften, Besuche, Ausflüge und Veranstaltungen
  • Kompetenzspenden als unentgeltliche Dienstleistungen (sogenanntes skill-based Volunteering) zum Beispiel in den Bereichen IT, Marketing, PR, Recht und Personal

Die Dauer von Corporate Volunteering reicht von einzelnen Veranstaltungen bis hin zu langfristigem Engagement wie der Entsendung von Mitarbeitenden in eine Non-Profit-Organisation. Oft ist die Teilnahme an Corporate Volunteering für Mitarbeitende freiwillig; teils ist sie verpflichtend, zum Beispiel als Teil der Ausbildung.

Corporate Volunteering nützt allen

Corporate Volunteering ist eine Win-Win-Win-Situation. Unternehmen, Mitarbeitende und Non-Profit Organisationen profitieren. Dies wird auch Triple Win genannt.

Unternehmen können durch betriebliche Freiwilligenarbeit ihre Mitarbeiterbindung erhöhen, als Arbeitgeber attraktiver werden, ihre Sichtbarkeit und ihre Reputation fördern, die Motivation der Arbeitnehmer*innen steigern, den Mitarbeitenden eine Horizonterweiterung ermöglichen, ihre Unternehmenskultur fördern, sich lokal vernetzen und Corporate Volunteering als Innovationsquelle nutzen.

Mitarbeitende, die sich an Corporate Volunteering beteiligen, können sich persönlich und ihre Kompetenzen weiterentwickeln, soziale Netzwerke aufbauen, eine sinnstiftende Abwechslung und ein Gemeinschaftserlebnis erleben, ihr Stressempfinden reduzieren, ihre Offenheit gegenüber neuen Situationen stärken und sich für privates Engagement inspirieren lassen.

Auch für gemeinnützige Organisationen bietet Corporate Volunteering viele Chancen. Zusätzliche Ressourcen und Kompetenzen können bereit gestellt werden, insbesondere durch skill-based Volunteering. Damit können Sonderprojekte umgesetzt werden, für die sonst keine Zeit und kein Geld zur Verfügung ständen. Außerdem kann die Professionalisierung gemeinnütziger Organisationen durch Know-How Transfer gefördert werden, zum Beispiel in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und IT. Zudem stärkt Corporate Volunteering die Sichtbarkeit, da Mitarbeiter*innen von Unternehmen zu Multiplikator*innen für soziale Organisationen werden können. Und schließlich werden neue (lokale) Netzwerke und Kontakte geschaffen, die wiederum zu neuen und innovativen Ideen für die Arbeit einer Non-Profit-Organisation führen können.

Drei Tipps für Corporate Volunteering mit Mehrwert

  1. Bereit sein für eine Kooperation

Damit ein Corporate Volunteering Projekt gelingt, sollte eine gewisse „Institutional Readiness“ vorliegen. Das bedeutet, dass soziale Organisationen sich darüber klar sein sollten, was sie Unternehmen anbieten können, wo die eigenen Bedarfe liegen und was sie erwarten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Führungsebene überzeugt ist und hinter den geplanten Corporate Volunteering Maßnahmen steht.

  1. Is it a Match?

Corporate Volunteering ist nicht die Lösung für alle Probleme, stattdessen muss es zwischen Unternehmen und Non-Profit-Organisationen „matchen“. Das bedeutet, dass die Schwerpunkte und Zielgruppen von Unternehmen und sozialer Organisation zusammen passen sollten. Grundlage, um festzustellen, ob es passt, ist gegenseitiges Verständnis. Dazu gehört es vorab eine gemeinsame Sprache zu finden, Ziele der Kooperation festzulegen und gegenseitige Erwartungen zu klären.

  1. Zuverlässigkeit gewährleisten

Damit gemeinnützige Organisationen als professionelle Partner bei Unternehmenskooperation wahrgenommen werden, gibt es ein paar Dinge zu beachten. Unternehmen schätzen zeitnahe Kommunikation, Verbindlichkeit und klare Absprachen. Dazu sollten Zeitplanung, Zuständigkeiten und Aufgabenverteilung geklärt werden. Ein professionelles Auftreten drückt Wertschätzung gegenüber dem Kooperationspartner aus. Im Rahmen der Zusammenarbeit sollte so zudem Vertrauen aufgebaut werden.

Durch gute Partnerschaften können gemeinnützige Organisationen von Corporate Volunteering massiv profitieren. Die Gestaltungmöglichkeiten mit engagierten und kompetenten Unternehmen sind enorm!

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