Einmal Yangon und zurück
Ich habe Mitte September als Referent beim AKLHÜ aufgehört und ging nahtlos in die Vorbereitung als Landeskoordinator für die Friedensprojekte der KURVE Wustrow in Myanmar. Die meisten vorbereitenden Trainings finden im Tagungshaus der KURVE Wustrow im Wendland statt.
Nach der Vorbereitung, Weihnachten und dem Abschluss im Januar ging es dann endlich, erst mal alleine, nach Myanmar. Nach einer wunderbaren Übergabe mit meiner Vorgängerin und den ersten Begegnungen mit Fachkräften und Partnerorganisationen musste ich noch mal für drei Wochen in den deutschen Winter. Koordinatorentreffen, Wohnungsauflösung, viele Abschiede und dann endlich mit der Familie nach Yangon. Während der vierwöchigen Übergabezeit hatte ich glücklicherweise schon eine passende Wohnung gefunden, in die wir gleich nach der gut 16 stündigen Anreise einziehen konnten.
Schon in der zweiten Woche vor Ort verdichteten sich die Hinweise darauf, dass COVID-19 wohl doch ein größeres Problem wird. In der dritten Woche kam endlich am Vormittag unsere Luftfracht, unter anderem mit dem heiß ersehnten Spielzeug der Kinder, in Yangon an.. Aber noch am gleichen Tag fiel die Entscheidung, dass wir drei Tage später vorübergehend wieder zurück nach Deutschland fliegen sollten. Und hier arbeite ich nun seit 9 Wochen im Home Office.
Damit geht die Arbeit im Zivilen Friedensdienst (ZFD) weiter. Neun deutsche Friedens- und Entwicklungsorganisationen führen den ZFD gemeinsam mit 450 lokalen Partnerorganisationen durch. Rund 350 Fachkräfte des ZFD unterstützen Menschen in 45 Ländern langfristig in ihrem Engagement für Dialog, Menschenrechte und Frieden.
Unsere Partner in Myanmar sind sehr stark im Menschenrechtsbereich aktiv und bieten viele Trainings und Seminare an. Jetzt nutzen sie die Gelegenheit, einige Ihrer Seminare digital zu gestalten. Sie verstärken ihre Arbeit rund um coronabedingte Vorfälle und initiieren Informationskampagnen. Besonders Menschenrechtsthemen, Diskriminierung und Hetze nehmen in den sozialen Medien zu. Die Bedingungen unter denen in Myanmar weiter gearbeitet werden kann, sind neu und oft sehr herausfordernd. Gemeinsam arbeiten wir daran, diese Herausforderungen und den Digitalisierungsschub inklusiv und sicher zu gestalten. Wir wollen in der aktuellen Situation eine Kontinuität herstellen und damit eine weiterhin gute Zusammenarbeit zwischen uns Fachkräften und den Partnerorganisationen sowie der Geschäftsstelle in Wustrow. Einen guten Einblick in unsere Arbeit in Myanmar bieten zwei Kurzfilme. Was in anderen ZFD-Ländern an Friedensarbeit trotz COVID-19-Pandemie geleistet wird, kann auf dem neuen Webportal unter www.ziviler-friedensdienst.org nachgelesen werden.
Ich habe einen extrem spannenden Job, ob mit oder ohne Pandemie, aber die Distanz macht auch vieles schwieriger. Wir versuchen alle gemeinsam diese speziellen Herausforderungen zu meistern – die KURVE Wustrow, die Partner vor Ort und wir, die Fachkräfte. Meine Familie und ich hoffen jedoch, so bald wie möglich zurück nach Myanmar zu können. Welche Auswirkungen die Pandemie auch langfristig vor Ort haben wird und ob sich dadurch neue Fragen für die Friedensarbeit ergeben, werden wir dann herausfinden.
Marc Kösling ist Landeskoordinator der KURVE Wustrow in Myanmar für die Projekte des Zivilen Friedensdienstes
Editiert am 12.06.2020