ENGAGEMENT WELTWEIT DURCH AUSTAUSCH NACHHALTIG FÖRDERN: Empfehlungen zur Stärkung des globalen zivilgesellschaftlichen Engagements durch Personelle Zusammenarbeit

Stellungnahme des „AKLHÜ e.V. - Netzwerk und Fachstelle für internationale personelle Zusammenarbeit“ zur BMZ Strategie „Engagement weltweit -Strategie zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements in der Entwicklungszusammenarbeit in und aus Deutschland“


Als Download verfügbar hier.


Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) hat im Juni 2023 im Rahmen eines Jubiläumsfestivals zum 15-jährigen Bestehen des Freiwilligendienstes „weltwärts“ eine neue Strategie zur Förderung bürgerschaftlichen Engagements in der Entwicklungszusammenarbeit in und aus Deutschland veröffentlicht.

Der „AKLHÜ e.V. - Netzwerk und Fachstelle für internationale personelle Zusammenarbeit“, als Dachverband ist seit 1962 ein Zusammenschluss von Organisationen, die Fachkräfte und Freiwillige für Lerndienste in internationale soziale Projekte in Entwicklungs- und Schwellenländern vermitteln und sich vom Grundsatz leiten lassen, dass „Entwicklung vom Menschen abhängt und dass ohne eine partnerschaftliche menschliche Zusammenarbeit Finanzielle und Technische Zusammenarbeit nicht den gewünschten langfristigen Erfolg haben können. Personelle Zusammenarbeit (PZ) ist ein Querschnittsthema“. Durch die entwicklungspolitische Informations- und Bildungsarbeit der tausende Rückkehrer*innen der Entwicklungs- und Freiwilligendienste werden wichtige Impulse zur Umsetzung der Agenda 2030 in Deutschland gesetzt. Der AKLHÜ unterstützt freiwilliges Engagement in der Entwicklungszusammenarbeit durch politische Interessenvertretung, gegenseitiges Lernen, Bildungsarbeit und den Austausch innovativer und bewährter Praktiken. Der AKLHÜ macht es sich seit seiner Gründung zur Aufgabe, diesen wichtigen Bereich koordinierend weiter zu entwickeln. Hierzu zählt u.a. auch der Anstoß zum „weltwärts-Programm“ seitens des AKLHÜ im Jahr 2007 gegenüber dem BMZ.

Vor diesem Hintergrund entsenden und empfangen die im AKLHÜ organisierten Personaldienste als eine der umfangreichsten Engagementformen in der Entwicklungszusammenarbeit pro Jahr (Zahlen für 2022 – trotz Nachwirkungen der Pandemie)

  • 2.183 junge Menschen aus 117 Staaten weltweit in Deutschland
  • 3.114 junge Menschen waren für einen Freiwilligendienst in Afrika, Asien, Lateinamerika Europa und Nordamerika im Einsatz
  • 1.674 Auslandseinsätze im Rahmen der Fachdienste (Entwicklungsdienst, Seniorendienst und anderer Fachdienste)

Der AKLHÜ begrüßt das Bekenntnis des BMZ zur Förderung des bürgerschaftlichen Engagements und sieht dies auch als Anerkennung des tausendfachen Engagements von Freiwilligen und Fachkräften weltweit seit mehr als 60 Jahren. Dieses Engagement gilt es weiter auszubauen, zu würdigen und durch geeignete Rahmenbedingungen, die der Verstetigung der deutschen Entwicklungspolitik im Rahmen der 17 Nachhaltigkeitszielen gerecht werden, zu fördern sowie als Beitrag der Personellen Zusammenarbeit als Querschnittsthema in allen Bereichen der Entwicklungs-zusammenarbeit zu verankern.

Die mannigfaltigen Erfahrungen, die Freiwillige und Fachkräfte durch ihre unmittelbare Zusammenarbeit mit den Menschen im globalen Süden erwerben, sind eine unverzichtbare Grundlage für die entwicklungspolitische Information- und Bildungsarbeit in Deutschland nach ihrer Rückkehr. Sie bringen sie im Familien- oder Freundeskreis, am Arbeitsplatz und in ihrer Freizeit ein, aber auch im Rahmen von speziellen Veranstaltungen der Entsendeorganisationen. Durch ihre tägliche Informations- und Bildungsarbeit geben die ehemaligen Freiwilligen und Fachkräfte einen authentischen Einblick und lebendigen Zugang zu globalen Fragen- jenseits von Bildungsmaterialien.

Das Bürgerschaftliche Engagement der Freiwilligen und Fachkräfte trägt sowohl im Einsatz in den Ländern des Globalen Südens als auch nach ihrer Rückkehr hier in Deutschland zu der Bekämpfung von Armut, Hunger und Ungleichheit, der Gleichstellung der Geschlechter, der Stärkung von Gesundheitssystemen und dem sozial gerechten Übergang zu einer klimagerechten Wirtschafts- und Lebensweise bei. Es leistet einen Beitrag zu systematischen Veränderungen der entsprechenden Verhältnisse auf der Mikro- und Mesoebene.

Ein vielfältiges Feld an zivilgesellschaftlichen Organisationen ermöglicht mit seinen partizipativen, basisbezogenen und dezentralen Aktivitäten das beschriebene bürgerschaftliche Engagement. Dies zu fördern liegt im Interesse des Staates und wir würden uns wünschen, wenn zukünftig von Seiten des BMZ noch mehr unternommen würde, die zivilgesellschaftlichen Handlungsmöglichkeiten als Grundlage einer demokratischen Kultur Deutschlands zu erweitern und zu stärken.

Sehr gerne nehmen wir die Einladung des BMZ zum Dialog an und geben im Folgenden Anregungen, wie das bürgerschaftliche Engagements in der Entwicklungszusammenarbeit in und aus Deutschland zukünftig noch stärker gefördert werden sollte. Das BMZ sollte 

  • bei der Neuaufstellung der Öffentlichkeitsarbeit von Engagement Global das Subsidiaritätsprinzip und die damit verbundene Selbstorganisation und Flexibilität zivilgesellschaftlicher Organisationen in der fachlichen sowie methodischen Ausgestaltung berücksichtigen;
  • die Engagementforschung weiter ausbauen und dafür die Fachexpertise des AKLHÜ und seiner Mitglieder nutzen, um den Zugang zu potentiellen Zielgruppen mitzudenken;
  • zivilgesellschaftliche Organisationen bei der Erarbeitung der Strategie künftig verstärkt mit einbeziehen, da die Engagementförderung Einzelner, wie das weltwärts-Programm zeigt, mit finanzieller Unterstützung vom BMZ in erster Linie über die zivilgesellschaftlichen Freiwilligendienste organisiert und ausgestaltet wird;
  • die Förderpauschale im weltwärts-Nord-Süd-Programm aufgrund der real massiv gestiegenen Ausgaben in Deutschland und in den Partnerländern erhöhen. Denn die gestiegenen Kosten können von den Trägern nicht getragen werden, ohne dass die Erwartung an Spenderkreise erhöht und Leistungen reduziert werden. Das erhöht die tatsächlichen und gefühlten finanziellen Hürden für die Teilnahme am Programm. Ohne deutliche Anpassung kann eine größere Diversität nicht ermöglicht werden; sie wird sogar eingeschränkt;
  • die Fördermöglichkeit für neue Engagementformen schaffen. Wir ermutigen das BMZ, ein Fördermodell anzubieten, das Engagierte ermöglicht, sich der inhaltlichen Ausgestaltung ihres Projektes zu widmen und sie von notwendigen administrativen Voraussetzungen durch die Zwischenschaltung einer „Service­einrichtung“ zu entlasten;
  • eine Bürger*innen-Werkstatt etablieren und in deren Rahmen erfahrene Ehemalige aus den Freiwilligen- und Fachdiensten beteiligen.

In diesem Sinne unterstützt der AKLHÜ die Initiative des BMZ zur Stärkung des bürgerschaftlichen Engagements in der Entwicklungszusammenarbeit und bietet seine fachliche Mitwirkung bei der Umsetzung der Strategie an.

Sprecher*innnenrat Fachbereich I – Personelle Zusammenarbeit
Vorstand
Geschäftsführerin


Kontakt:

Wanja Amling
Referent Personelle Zusammenarbeit
AKLHÜ e.V. – Netzwerk und Fachstelle für internationale Personelle Zusammenarbeit
Tel.: 0228 - 908 99 14
E-Mail: amling@entwicklungsdienst.de

www.entwicklungsdienst.de

Zurück