Expertin kritisiert ethnozentristische Entwicklungspolitik

Entwicklungspsychologin Heidi Keller fordert kultursensible Zusammenarbeit

Im Online Magazin "Migazin - Migration in Germany" bezieht die Entwicklungspsychologin Heidi Keller Stellung zur Wirkungsfrage westlicher Entwicklungsprojekte. Sie kritisiert dabei insbesondere, dass den Projekten in der Regel ein westlich geprägtes Menschenbild als Grundlage dient, welches unhinterfragt auf den lokalen Kontext angewandt wird.

"Viele Entwicklungsprojekte internationaler Organisationen sind nach Auffassung der Entwicklungspsychologin Heidi Keller nutzlos oder sogar kontraproduktiv, weil sie ein westliches Menschenbild zugrunde legen. 'Wir haben eine ethnozentristische Sichtweise, halten also unsere Wertvorstellungen und Verhaltensmuster für die einzig richtigen und transportieren sie ungefragt und ungeprüft auf afrikanische und asiatische Gesellschaften', sagte die emeritierte Professorin der Universität Osnabrück dem Evangelischen Pressedienst. Sie forderte eine kultursensiblere Entwicklungszusammenarbeit.

Förderprojekte für Kinder in Entwicklungsländern etwa setzten oft auf eine enge Mutter-Kind-Beziehung. "Dabei sind in ländlichen Gebieten in Afrika die Haupterziehungs- und Bindungspartner für Kinder andere Kinder", erläuterte Keller. Hilfswerke wie Unicef oder die WHO starteten Programme, ohne sich über die Bedürfnisse der Menschen vor Ort zu erkundigen. In einem Dorf im Senegal etwa hätten Kleinkinder Sprachförderung erhalten. Die Tatsache, dass nonverbale Kommunikation in dem betreffenden Volksstamm eine große Rolle spiele, sei nicht beachtet worden: "Das ist übergriffig. Im besten Falle wird nur eine Unmenge Geld versenkt. Im schlimmsten Falle werden Sozialisationsstrategien zerstört."

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Quelle: Newsletter Migazin

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