Personelle Entwicklungszusammenarbeit bewährt sich in der Pandemie

Studie von Coworkers Fachkräfte bestätigt die Wirksamkeit von Fachkraftentsendungen nach dem EhfG in der Krise.

Ein Beitrag von Matthias Nagel (Fachkräfte | Projektmanager bei Coworkers)

Kann personelle Entwicklungszusammenarbeit überhaupt gelingen – mitten in der Covid-19-Pandemie mit all ihren Reise- und Ausgangsbeschränkungen? Sind vor dem Hintergrund der Auswirkungen dieser Krise überhaupt von Fachkraft-Entsendungen noch Wirkungen zu erwarten? Bei Coworkers (so der neue Dachmarken-Name von Christliche Fachkräfte International e.V.) konnten die Fachkraft-Entsendungen nach EhfG seit Beginn der Pandemie bis Ende Juli 2021 von 65 auf 72 gesteigert werden – die lokalen Partner-Organisationen und -Kirchen melden sogar einen erhöhten Bedarf und eine gestiegene Relevanz für Fachkraft-Entsendungen an. Wie passt das zusammen mit der Krise?

Um diesen Fragen nachzugehen, beauftragte Coworkers Fachkräfte bereits im Sommer 2020 eine Studie, die sich entlang der DAC-Wirkungsdimensionen (Relevanz, Effektivität, Effizienz, Wirkung und Nachhaltigkeit) mit den Auswirkungen der Pandemie auf Fachkraftentsendungen beschäftigen und vor allem der Frage nachgehen sollte: Wie wirksam sind Coworkers Fachkräfte unter diesen erschwerten Bedingungen? Und: Wo besteht ggf. Nachsteuerungsbedarf? Kernstück der Studie, die durch die Evaluierungs-Expert/innen von FAKT durchgeführt wurde, waren zwei groß angelegte Online-Befragungen aller Coworkers Fachkräfte sowie ihrer Partnerorganisationen – zum Oktober 2020 und zum Mai 2021. Durch dieses anspruchsvolle Design konnten die Auswirkungen der Krise im Zeitverlauf berücksichtigt werden. Mit einer Rücklaufquote von 77% über beide Befragungen hinweg konnten höchste Repräsentativitätswerte erreicht werden. Ergänzend wurden vertiefende Fallstudien mit einigen Fachkräften und ihren Partnerorganisationen sowie Expert/innen-Interviews dem BMZ, der AGdD und den anderen Entwicklungsdiensten geführt.

Die Ergebnisse der Studie zeigen: Die Personelle Zusammenarbeit in Form von Fachkraft-Entsendungen ist gerade in der Krise ein besonders wertvolles Element der deutschen EZ. Unter den vorherrschenden Rahmenbedingungen betrachtet „sind die erzielten Wirkungen aus den EH-Einsätzen in der Krisensituation beachtlich und beeindruckend gut“, so FAKT.

Hier einige der wichtigsten Schlussfolgerungen im Überblick:

  • Die COVID-19-Pandemie hat die Rahmenbedingungen der Fachkraftentsendungen stark beeinflusst – das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in den Partnerländern ist stark betroffen, die Armut hat sich durch die Pandemie in vielen Regionen verschärft.
  • Vor diesem Hintergrund wird die Relevanz der Fachkraftentsendungen von den Partnerorganisationen als hoch und tendenziell steigend bewertet.
  • Als Schlüsselfaktoren für erfolgreiche Kooperation mit Fachkräften werden die gelebte Solidarität und Partnerschaftlichkeit herausgestellt, die ein Kernelement des EH-Leitbilds sind. Diese Stärken der personellen Zusammenarbeit bekommen in der Krise also höhere Relevanz.
  • Die erwartete Effektivität und Wirksamkeit in Bezug auf die vereinbarten Projektziele der Entsendungen ist aufgrund der veränderten Rahmenbedingungen durch die Krise erwartungsgemäß zurückgegangen – allerdings rechnen immer noch ca. zwei Drittel aller Partner und Fachkräfte übereinstimmend damit, die wichtigsten vereinbarten Ziele zu erreichen, was vor dem Hintergrund steigender Armutsindikatoren im Umfeld ein guter Wert ist.
  • Die Wirkungen, die durch die Kooperation mit Fachkräften innerhalb der Krise für die Partnerorganisationen erzielt werden konnten, gehen allerdings weit über die ursprünglich geplanten Wirkungen hinaus: Vielfach konnten Partnerorganisationen bei strategischen Anpassungsprozessen zur Bewältigung der Krise und zum Dienst an den Zielgruppen unterstützt werden. Fachkräfte trugen also wesentlich zur Erhaltung der Handlungsfähigkeit, zur Innovationskraft und zur Stärkung der Resilienz der lokalen Partner bei. Aus Partnersicht war dafür der „Blick von außen“, den die Fachkräfte mitbringen, ein besonders wertvolles Element der Zusammenarbeit.
  • Dass durch Fachkraft-Entsendungen ein Beitrag zur Erhaltung der Handlungsfähigkeit von Zivilgesellschaft am Grassroot-Level geleistet wird, muss gerade vor dem Hintergrund des in Zeiten der Pandemie mehr denn je beobachteten „Shrinking Civic Space“ in vielen Partnerländern bewertet werden. Fachkräfte leisten hier einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung wichtiger gesellschaftlicher Strukturen.
  • FAKT empfiehlt vor diesem Hintergrund, Wirkung auf Seiten der Geberorganisationen nicht allein anhand starrer Monitoring-Systeme zu beurteilen, sondern diese bewusst mit einer gewissen Flexibilität zu hinterlegen, die den sich schnell verändernden Rahmenbedingungen in der EZ gerecht wird. Auch plädieren die Evaluator/innen für eine bessere Berücksichtigung übergeordneter Wirkungen wie gelebter Solidarität und Partnerschaftlichkeit in den Zielsystemen.

Resümierend kann man festhalten: Der Einsatz von Fachkräften nach EhfG in Krisensituation hat sich gemäß der FAKT-Studie bewährt – viele der Schlüssel-Qualitäten von Fachkraft-Entsendungen entfalten gerade unter Krisen-Bedingungen ihre Wirkung noch besser. Damit erweist sich die Personelle Zusammenarbeit als ein stabilisierender Faktor für die Erhaltung resilienter zivilgesellschaftlicher Strukturen vor Ort und damit für nachhaltige Entwicklung auf der Mikro- und Mesoebene.

Lesen Sie den vollständigen Bericht und erfahren Sie mehr über weitere wichtige Ergebnisse hier.

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