Sozialer Pflichtdienst: Zwang oder Chance? - Claudio Jax macht sich im SWR MixTalk für einen Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligenjahres im In- oder Ausland stark

In einer live Instagram Gesprächsrunde auf @mixtalk wurde die von Frank Walther Steinmaier angefachte Debatte zur Einführung eines sozialen Pflichtdienstes in Deutschland diskutiert. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Ist ein sozialer Pflichtdienst eine Chance für die Zukunft oder ein Zwang für die junge Generation? Der Forderung von Claudio Jax, Geschäftsführung Freiwilligendienste weltweit bei Freunde der Erziehungskunst Rudolf Steiners e.V., nach einem Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligenjahres im In- oder Ausland wurde dabei mit viel Zuspruch begegnet.

Pflichtdienst – Was steckt dahinter?

Vielleicht erinnern sich manche: Bis 2011 waren Männer für ein Jahr zum Wehrdienst oder alternativ zum Zivildienst verpflichtet. Seitdem gibt es Freiwilligendienste, in denen sich junge Menschen engagieren können. Die Diskussion um einen verpflichtenden Dienst hat Frank-Walter Steinmeier im Juni 2022 wieder angestoßen: Er schlug eine soziale Pflichtzeit vor, in der junge Menschen sich in sozialen Bereichen oder der Bundeswehr engagieren sollten.

Zwang zur Solidarität?

Kann man mit einem Pflichtdienst junge Menschen zur Arbeit zwingen? Schon jetzt leisten annähernd 100.000 Menschen einen Jugend- oder Freiwilligendienst. Problematisch: Sozial schwächere Menschen können sich einen Bundesfreiwilligendienst mit einem Taschengeld von maximal 423 Euro im Monat außerdem oft gar nicht leisten. Im aktuellen Koalitionsvertrag ist allerdings schon jetzt eine bessere Bezahlung für Freiwilligendienste vorgesehen.

In diesem Zuge erläutert Claudio Jax seine und die des AKLHÜ vorgebrachte Forderung nach einem Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligenjahres im In- oder Ausland. Damit einhergehend würde jeder junge Mensch nach Schulabschlss über den Anspruch und die diversen Möglichkeiten eines geförderten Freiwilligenjahres informiert werden und so einmal richtig darüber nachdenken: will ich das? Die Nachfrage nach Einsatzstellen mit geeigneten Voraussetzungen und Bedingungen würde die Zivilgesellschaft und das demokratische System regeln. Der Staat müsste für die richtige Förderung in Verantwortung gehen.

Ein sozialer Pflichtdienst als Chance?

Viele Menschen sehen in einem verpflichtenden sozialen Dienst eine Chance, den Fachkräftemangel beispielsweise in der Pflege zu überwinden. Mehrere Bundesminister*innen kritisieren aber den Vorschlag einer Pflichtzeit: Das Problem sei, dass junge Menschen durch die Pflicht oft weniger motiviert sein könnten.

Skeptiker*innen zufolge fehlt es viel mehr an ausgebildeten Fachkräften als an jungen Menschen, die in den ohnehin unterbesetzten Bereichen auch noch aufwändig eingelernt werden müssten. Die Soziologin Prof. Heike Ohlbrecht vermutet jedoch eine langfristige Strategie hinter dem sozialen Pflichtdienst: „Ich kann mir vorstellen, dass natürlich die Idee dahinter ist (…), dass daraus so etwas wie ein „Klebeeffekt“ entsteht; dass man Erfahrungen sammelt in Bereichen, die man vorher noch nicht kannte und dann feststellt, hier möchte ich beruflich später sogar bleiben.“


MixTalk Ausschnitt Reel - Claudio Jax zum Rechtsanspruch auf Förderung eines Freiwilligenjahres im In- oder Ausland

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