„Volunteering for climate action“ – Ein AKLHÜ Kurzbericht zur IVCO 2020

Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für unseren Planeten und die Menschen, doch nur drei Prozent der weltweiten internationalen volunteers[1] unterstützen die ökologische Nachhaltigkeit. Das "International Forum for Volunteering in Development" (Forum) bot daher während der jährlich stattfindenden Konferenz "International Volunteer Cooperation Organisation" (IVCO2020) - die weltweit größte Konferenz für volunteering für Entwicklung - eine einmalige Gelegenheit, das Bewusstsein für klimabezogene Themen zu schärfen und über Lösungswege zu diskutieren, um die Qualität und Quantität der Freiwilligenarbeit für Klimaschutz zu erhöhen und somit einen Beitrag zum SDG13 (Klimaschutz) zu leisten.

Die dreitägige virtuelle Konferenz fand vom 26. bis zum 28. Oktober statt und war mit rund 300 Teilnehmenden aus über 20 Ländern gut besucht. Durch ein visuell anschauliches digitales Konferenz-Center, konnte man im ‚Auditorium‘ an Live-Sessions und Workshops teilnehmen. Im ‚World Café‘ konnte man Stände von IVOs besuchen und persönliche Termine ausmachen und in der ‚Bula Lounge‘ direkt und gezielt mit verschiedenen Organisationen, Referent*innen und Teilnehmenden zu bestimmten Themen in den Austausch treten. Das Programm beinhaltete diverse Vorträge, Podiumsdiskussionen und interaktive Workshops, die sich u.a. mit folgenden Fragen und Themen auseinandersetzten:

Tag 1

  • Wie kann Volunteering zum Klimaschutz und zu mehr Klimagerechtigkeit beitragen?
  • Wie kann Volunteering dafür genutzt werden, dass Initiativen, die sich für den Klimaschutz einsetzen, Politik und relevante Systeme beeinflussen?

Tag 2

  • Wie kann Volunteering zur Stärkung der Kapazitäten von entsprechenden Organisationen und Systemen beitragen?
  • Wie kann Volunteering das Bewusstsein der Partnerorganisationen schärfen und sie dabei unterstützen, sich an die Auswirkungen des Klimawandels anzupassen und ihre Resilienz zu stärken?

Tag 3

  • Volunteering in der SDG-Aktionsdekade - ein globaler Aufruf zum Handeln (Update der UNV)
  • Volunteering für Entwicklung in der Ära von COVID-19

Die Ursachen des Klimawandels liegen größtenteils im globalen Norden, während der globale Süden am stärksten von dessen Auswirkungen betroffen ist. IVOs, die dort aktiv sind wo die Auswirkungen am deutlichsten spürbar sind, haben aufgrund ihrer langjährigen Zusammenarbeit mit Partnern, volunteers und zurückgekehrten volunteers in Nord und Süd viel Expertise erworben und vertrauensvolle interkulturelle Beziehungen und Netzwerke aufgebaut, um effektive Maßnahmen gegen die Auswirkungen des Klimawandels voranzutreiben. Durch ihren Einsatz und die mitgestaltende Rolle in den Bereichen des Global Citizenship, des zivilgesellschaftlichen Engagements und innerhalb der Partnerschaften, können sie gemeinsamen einen nachhaltigen Beitrag zur Erreichung der Pariser Klimaziele leisten. Darin waren sich alle Sprecher*innen einig. Auch eine vom Forum durchgeführte Online-Umfrage Volunteering for Climate Action: Perspectives from a survey of volunteer involving organisations[2], welche am Tag 1 der Konferenz vorgestellt und diskutiert wurde, verdeutlicht dies. Demnach engagieren sich IVOs derzeit vor allem in klimarelevanten Bereichen wie Advocacy und Bewusstseinsbildung, Anpassung an und Resilienz gegen die Folgen des Klimawandels, Kapazitätsaufbau mit und für Partnerorganisationen und volunteers sowie Politik- und Lobbyarbeit.[3] Die Autor*innen des Berichtes machten jedoch auch deutlich, dass es erstrangig sei, die Ursachen des Klimawandels anzugehen, also die Minderung von Treibhausgasen und zweitranging, die Symptome des Klimawandels zu bekämpfen, also Anpassungsmaßnahmen und Resilienz zu entwickeln und auszubauen. Beides müsse Hand in Hand gehen, wobei ersteres den Hauptfokus in der programmatischen und konzeptionellen Ausrichtung von IVOs darstellen sollte. Die Tatsache, dass über die Hälfte aller Umfrageteilnehmer*innen aus IVOs ausschließlich adaptive Ansätze verfolgt, sei daher eine ernstzunehmende Herausforderung.

Die Umfrage zeigt auch die Tendenz, dass IVOs im globalen Süden der Bekämpfung des Klimawandels mehr Dringlichkeit und Wichtigkeit beimessen als ihre Kolleg*innen im globalen Norden. Die unverhältnismäßige Verteilung der Klimafolgeschäden führt zu unterschiedlichen Ansprüchen bei der Ursachenbekämpfung. Vor diesem Hintergrund bemerkte ein zurückgekehrter volunteers, dass es einen „Widerspruch in der Scheinheiligkeit einer wohlhabenden Nation“ gäbe, die bereits hoch industrialisiert und einer der größten Emittenten von Treibhausgasen der Welt ist und dann volunteers aussendet, um im Globalen Süden Klimaanpassungsstrategien zu unterstützen (Joy 2020). Grundsätzlich sind sich jedoch alle Umfrageteilnehmer*innen aus beiden Hemisphären einig, dass IVOs in Zukunft mehr als bislang für den Klimaschutz tun müssen. Das spiegelt sich auch darin wieder, dass alle Organisationen ihren Fokus in den jeweiligen Programmen vermehrt auf klimarelevante Aktivitäten ausrichten wollen. Dazu zählen in erster Linie Maßnahmen wie der Erwerb von CO2-Ausgleichszertifikaten für Flugreisen, Kapazitätsstärkung bei Partnerorganisationen, um die Widerstandsfähigkeit von Gemeinden und vulnerablen Bevölkerungsgruppen auszubauen, sowie bewusstseinsbildende Kampagnen für mehr Klimaschutz, vor allem im Globalen Süden.

Der Report schließt mit den folgenden drei Empfehlungen in Form strategischer Maßnahmen für IVOs:

  1. Klimaschutz in Nord und Süd als Standard für volunteering festlegen;
  2. Mit den zurückgekehrten volunteers darüber diskutieren, wie sie Aktionen durchführen und ihre Erkenntnisse und Beziehungen zur Bekämpfung des Klimawandels teilen und nutzen können;
  3. Mobilisierung von Geldgebern zur Unterstützung des Klimaschutzes im In- und Ausland, um Allianzen und Partnerschaften aufzubauen.[4]

Im weiteren Verlauf des Tages wurde anhand diverser Beispiele aus der Arbeit von IVOs veranschaulicht, wie volunteering Klimaprojekte und Maßnahmen unterstützen und somit Politik und relevante Systeme beeinflussen können. Angefangen von einem praxisorientierten „Gender & Climate Change Toolkit“[5] zur Entwicklung förderlicher Rahmenbedingungen zur effektiven Kommunikation, über die Vorstellung einer Broschüre, die anhand diverser Beispiele von Graswurzelprojekten zum Handeln inspiriert[6], bis hin zu einem Handbuch für Projektkoordinator*innen mit Instruktionen, Hinweisen und Bildungsmethoden zum alternativen und nachhaltigen Lebensmittelkonsum.[7] France Volontaires berichtete zudem über ihre Arbeit und wie sie erfolgreich um volunteers werben, die zum Schutz der Gemeinden und zur Bewahrung empfindlicher Ökosysteme beitrugen. Oxfam teilte Erfahrungen eines Projektes in Peru, bei dem indigene Frauen mit der Unterstützung von volunteers eine führende Rolle beim Klimaschutz vor Ort ausüben. Und ActionAid sprach über die Bedeutung von Global Citizenship Education-Programmen für die Mobilisierung von volunteers, die sich vermehrt für Klimagerechtigkeit einsetzen.

Tag 2 begann mit einem inspirierenden Beispiel aus Vanuatu, das erste Land im Pazifik, welches Einweg-Plastiktüten, Polystyrol-Behälter zum Mitnehmen sowie Plastik-Strohhalme vollständig verbietet. Dies wurde durch die enge Zusammenarbeit von Gemeindemitgliedern, Nichtregierungsorganisationen, Regierungsbehörden und australischen volunteers im Rahmen des Australian Volunteers Program erreicht. In einer Podiumsdiskussion wurde besprochen, wie das Verbot durchgesetzt wurde und wie der Beitrag australischer volunteers zu den vor Ort erzielten Entwicklungsergebnissen maßgeblich beigetragen hat. So ist es mit der Unterstützung von volunteers gelungen und u.a. durch gezielte Kampagnen wie Ausstellungen, Schulmessen, Feldforschungen und der Nutzung sozialer Medien, direkt auf politische Entscheidungsprozesse einzuwirken.

Des Weiteren wurde die Rolle von volunteers bei der Unterstützung der Kapazitätsentwicklung in Organisationen und Systemen diskutiert, die sich für mehr Klimaschutz einsetzen. Das Thema des Kapazitätsaufbaus zog sich wie ein roter Faden durch alle anderen Konferenzthemen, zumal die meisten IVOs schwerpunktmäßig diesen Ansatz verfolgen. So setzen sich z.B. die Engineers Without Borders, zusammen mit dem Australian Volunteers Programm, für adaptive WASH-Lösungen („WA-S-H“ steht für Wasser, Sanitärversorgung und Hygiene) ein, um mit Hilfe innovativer Techniken zur effektiveren Anpassungsfähigkeit und Resilienz ganzer Gemeinden und Regionen beizutragen. Wenn Gemeinden Zugang zu klima-smarten Technologien erhalten und diese mit der Unterstützung von volunteers beginnen zu nutzen, ermöglicht dies den Gemeinden entsprechende Technologien langfristig selbstständig weiterzuentwickeln – so das Ziel der gemeinsamen Bemühungen.

Ein weiterer Ansatz zur Kapazitätsentwicklung wurde im Training-für-Trainer-Modell offenbar, bei den volunteers mit Fachkompetenzen im Rahmen von Fortbildungsprogrammen lokale Trainer, Lehrer und Berater über bestimmte Aspekte des Klimaschutzes informierten und weiterbildeten. Staatlich gefördert wurde die Zusammenarbeit mit Umweltorganisationen, die mit Hilfe von selbst erstellter Fachlektüre, (Online-) Workshops und weiteren Infomaterialien klimarelevantes Wissen an Multiplikator*innen vermittelt, die ihrerseits das Wissen in ihren Bereichen und Organisationen verankern und verbreiten und somit eine breitere Wissensgrundlage schaffen. Einige der so ausgebildeten Trainer waren anschließend an der Entwicklung und Überprüfung der nationalen Klimabeiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs) beteiligt, die jedes Land, das den Pariser Klimavertrag unterschrieben hat, vorlegen muss.

Tag 3 stand ganz im Zeichen des volunteering für Entwicklung in Zeiten von COVID-19 sowie in der von der UN ausgerufenen SDG Aktions-Dekade. Eröffnet wurde der letzte Tag mit einem Bericht zur globalen Fachtagung Reimagining volunteering for the 2030 Agenda“, die im Juli 2020 stattfand.Es wurde diskutiert, wie der globale Call-to-Action mit dem Titel „Volunteering in the Decade of Action“ durch kollektive Anstrengungen am Leben erhalten werden kann und wie sich die selbstgesteckten bislang abstrakten Ziele und Vorsätze mit konkreten Maßnahmen umsetzen lassen. Der Bericht verdeutlichte noch einmal, dass Schnittstellen zur Integration von volunteering in die SDG-Prozesse fehlen – trotz der Tatsache, dass über 90 Prozent der Länder etwaige Gesetze und Programme vorzeigen können. Die Kernbotschaft war somit, dass es angemessenerer Rahmenwerke in Politik und Gesellschaft bedarf, um die Integration aller Formen von volunteering zu ermöglichen, und so gemeinsam mit relevanten Stakeholder*innen, Partner*innen und den Zielgruppen in partizipativen und inklusiven Entscheidungsprozessen auf die Klimapolitik des jeweiligen Landes Einfluss nehmen zu können. Die systematische Einbeziehung von volunteering in der Klimapolitik ist nach wie vor eine der größten Baustellen.

Weitere wichtige Überlegungen bezogen sich u.a. auf die Schaffung neuer Modelle, die mehr Möglichkeiten für volunteering zum Klimaschutz erlauben, ohne dabei jemanden zurückzulassen, die Notwendigkeit umfassender Messung der Wirksamkeit von volunteering, und die Einbeziehung aller relevanten Akteure verschiedener Sektoren. Zusammenfassend waren sich die Sprecher*innen jedoch einig, dass es grundsätzlich gelungen sei, volunteering für Entwicklung sichtbar zu machen und neu zu positionieren, so dass diese heute mehr geschätzt wird. Ausstehend ist somit die Integration in bestehende Strukturen und Netzwerke.

Ein letztes Thema befasste sich mit den Auswirkungen von COVID-19 auf den Freiwilligensektor, mit der Reaktion verschiedener IVOs auf die Pandemie und mit längerfristigen Effekten auf ihre Arbeitsweisen. Dabei wurden u.a. die ersten Ergebnisse der Untersuchung des Forums zu COVID-19 und zur Zukunft des volunteering im Entwicklungsbereich besprochen[9]. Zusammenfassend stellte James O’Brien (Koordinator Forum) fest, dass IVOs und der Sektor als Ganzes bemerkenswerte Belastbarkeit und Anpassungsfähigkeit bewiesen haben, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass der Freiwilligensektor durch die charakteristische Peer-to-Peer-Kommunikation, Vertrauensbeziehungen, grenzübergreifende personelle Zusammenarbeit, internationale Reisen usw. besonders hart betroffen ist. Ca. die Hälfte aller volunteers weltweit kehrten laut einer Forum Umfrage in ihr Heimatland zurück, die andere Hälfte blieb vor Ort. Nach wie vor bestünden heute eine hohe Nachfrage und Bedarf an volunteering jeglicher Art. Die Forum-Umfrage zeigte auch, dass der Weggang von volunteers ein Vakuum in den Einsatzstellen hinterließ, welches zumindest teilweise durch digitale Technologien und Kommunikationsmöglichkeiten kompensiert werden konnte. Im Allgemeinen konnte ein starker Anstieg an Online-Volunteering verzeichnet werden. Vor allem zurückgekehrte volunteers bedienten sich häufig virtueller Methoden, um weiterhin mit ihrer Einsatzstelle im Austausch zu bleiben und wo möglich ihre Arbeit fortzuführen. Laut der Forum-Umfrage wurden einerseits die neuen Formen der Kommunikation von allen Seiten sehr positiv aufgenommen und viele Dienste sehen darin ein neues Instrument, welches sie zum Teil in ihrer zukünftigen Arbeit beibehalten und stärker verankern wollen. Andererseits wurden jedoch auch die nicht zu vernachlässigenden Nachteile von e-volunteering betont, wie z.B. die digitale Kluft, die bereits bestehende Ungleichheiten verschärft, die Stärkung von Vorurteilen aufgrund eingeschränkter Ausdrucksmöglichkeiten sowie die damit verbundene Unersetzbarkeit von persönlichem Kontakt über verschiedene Kulturen hinweg. Online-Volunteering wird daher in Zukunft nur ein Teil der Mischung sein, wobei ein echter Bedarf an Innovation besteht – gleichzeitig bleibt jedoch auch die Notwendigkeit, vor Ort zu sein und Peer-to-Peer-Beziehungen zu pflegen, bestehen.

Ein sich bereits vor der COVID-Pandemie abzeichnender und dadurch verstärkter Trend ist die größere Unterstützung von IVOs für volunteers auf kommunaler und nationaler Ebene. Diese könne den internationalen volunteering wirksam komplementieren, zumal nationale volunteers durch ihr Wissen um lokale Begebenheiten, Arbeitsweisen und Sprache wertvolle Arbeit leisten.

Die COVID-Studie des Forums offenbarte einen weiteren Trend in Richtung zunehmender Beteiligung von IVOs im globalen Süden, inkl. Plattformen auf nationaler Ebene, unterstützende Infrastruktur und Systeme sowie vermehrt Süd-Süd Kooperationen ohne die Beteiligung von IVOs aus dem globalen Norden.  Diese beiden Trends – eine zunehmend hybride Mischform im Online-Volunteering, umgesetzt durch nationale und internationale volunteers, und das Bedürfnis nach mehr und engerer Zusammenarbeit zwischen IVOs aus dem globalen Süden und Norden aufgrund unsicherer Zukunftsszenarien – sollten aktiv mitgedacht und gestaltet werden, um so verstärkt zum lokalen Verantwortungsgefühl und zur Gleichberechtigung beizutragen. Als weitere Folge der COVID-Pandemie fokussieren sich außerdem zunehmend mehr IVOs vor allem auf Themen rund um Gesundheit und der Sicherstellung von Lebensgrundlagen stark betroffener Gemeinden und Bevölkerungsgruppen. Vor dem Hintergrund dieser neuen Herausforderungen, gekoppelt mit den andauernden coronabedingten Restriktionen und der Planungsunsicherheit, sei es umso wichtiger, dass sich IVOs in Partnerschaften verbinden und gegenseitig stützen, um so gemeinsam Antworten auf die dringenden Fragen zur Zukunftsfähigkeit von internationalem volunteering zu finden.[10]

Ausblick

Die Corona-Krise ist damit ein Weckruf, der weitreichende Veränderung mit sich bringt - darin waren sich alle einig. Aber sind unsere Reaktionen auf die Krise eher inkrementell oder wirklich transformativ? Drei Lösungsansätze bzw. Punkte, die es abzuwägen gilt für die Zukunft, wurden dabei vorgestellt:

  1. Der vermehrte Einfluss auf und die strategischen Imperativen gegenüber Regierungen, die als wichtigster Geldgeber unerlässlich sind. In den Verhandlungen mit staatl. Fördergebern müsse dabei vor allem auf die zentrale Bedeutung der Dienste hingewiesen werden; das bedeutet auf ihre werte- und sozialkapitalschaffende Rolle für die Gesellschaft im In- und Ausland, ihren Beitrag zur grenzübergreifende Völkerverständigung sowie ihre Rolle als Personalinstrument für die internationale Entwicklungszusammenarbeit. Dies zeichnet IVOs gegenüber anderen staatl. Entwicklungsträgern aus. Daher müssen Regierungen in die strategischen Diskussionen zur Zukunft der Dienste verstärkt mit einbezogen werden.
  2. Die abnehmende Unterstützung für die Globalisierung ist ein besorgniserregender Trend für diese Branche. Die Auswirkungen des Nationalismus und Populismus als Gegenpol zur Globalisierung treiben in vielen Ländern den politischen Wandel voran. Daher sieht sich u.a. auch die Entwicklungszusammenarbeit unter ständigem Beschuss. Es zeichnen sich jedoch auch positive Trends ab, z.B. der Jugend-Aktivismus, der sich vor allem im globalen Süden für mehr Gerechtigkeit, Gleichheit und Frieden einsetzt. IVOs sollten aus dieser Entwicklung und der steigenden Nachfrage nach engerer, transnationaler Zusammenarbeit Nutzen ziehen.
  3. Eine verändernde Kraft geht außerdem von der 4. Industriellen Revolution (Hyper-Konnektivität, 5G, usw.) aus, welche IVOs und NROs gleichermaßen grundlegend verändern wird. Die neuen Möglichkeiten können die Arbeit zu einem großen Maße bereichern, wenn IVOs sie annehmen und lernen sie für ihre Zwecke zu nutzen. Vielversprechende Potentiale liegen vor allem in der Auswertung von Daten zur Wirksamkeitsmessung von volunteering, der Produktivitätssteigerung mit weniger Geld, der Verwendung von Blockchain-Technologien (Bitcoin-Zahlungen) für u.a. Fundraising und mehr Transparenz sowie von intelligenten Algorithmen, und der Eröffnung neuer Räume und virtueller Realitäten für volunteering (Kapazitätsaufbau, Training, etc.), die positive Entwicklungen anstoßen können, u.v.m.

Die dreitägige Veranstaltung führte noch einmal allen Teilnehmenden deutlich vor Augen, dass insgesamt viel mehr für Klimaschutz -und gerechtigkeit getan werden muss. Auch die COVID-Pandemie zwingt IVOs zum Umdenken, damit sie als Branche weiterhin relevant bleiben und gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Denn eines ist sicher: die verbindliche und grenzübergreifende Zusammenarbeit ist gerade in Zeiten der Krise unerlässlich für ein friedlicheres und auf gegenseitigem Verständnis beruhendes Miteinander. Viele IVOs gehen bereits mit guten Beispiel voran, indem sie neue Wege aufzeigen, kreativ und flexibel mit den gewaltigen Herausforderungen unserer Zeit umgehen lernen und die Klima-Thematik in Form von innovativen Programmen adressieren. Der Klimawandel und seine Auswirkungen sind eng mit Fragen der globalen Ungleichheit verbunden, die sich vor allem in der Arbeit im globalen Süden bemerkbar machen. Internationale Freiwillige, Entwicklungshelfer*innen und Fachkräfte stehen im Zentrum des globalen Klimawandels und können aufgrund ihres solidarischen Engagements, ihrer fachlichen Expertise und ihrer Fähigkeit vertrauensvoll und auf Augenhöhe mit Gemeinden vor Ort zusammenzuarbeite, eine zentrale Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels und anderen Herausforderungen einnehmen. In Anbetracht der Komplexität der neuen Herausforderungen, besteht deshalb die Notwendigkeit gemeinsam neue Vorgehensweisen zu entwickeln, engere Partnerschaften einzugehen, gemeinsam konzipierte Lösungsansätze umzusetzen und förderliche sowie sichere Rahmenbedingung für die effektive Einbeziehung und Entfaltung des volunteering zu schaffen.


[1] Der Begriff „Volunteers“ (dt. Freiwillige) wie er im internationalen Kontext gebraucht wird, umfasst sowohl Freiwilligendienste als auch Fach-, und Entwicklungsdienste. Neben „volunteers“, die in bestehenden Strukturen und Organisationen eingebettet sind, schließt es außerdem spontane sowie informelle Freiwilligenarbeit in Kurz- und Langzeit mit ein, wodurch Freiwilligenarbeit als ein Überbegriff für jegliche Formen des freiwilligen Engagements verstanden werden kann (Def. der Vereinten Nationen).  Der AKLHÜ bricht diesen Oberbegriff durch seine Aufteilung in die jeweiligen Fachbereiche herunter, sodass sich die unterschiedlichen Dienstformen voneinander abheben können.

[2] Den ausführlichen Bericht mit allen Forschungsergebnissen finden Sie hier: https://forum-ids.org/wp-content/uploads/2020/10/Volunteering-for-Climate-Action-Perspectives-from-a-Survey-of-VIOs.pdf 

[3] Hervorgehobene Beispiele von IVOs, die Klimamaßnahmen in ihre Programme integriert haben, sind: CCIVS IVS, Action Aid, CECI, France Volontaires.

[4] Der Forschungsbericht gibt weiterführende Beispiele dafür, wie IVOs entsprechende Geldgeber zur Unterstützung etwaiger Anliegen gewinnen können.

[5] Das Toolkit ist online verfügbar unter: https://www.pacificclimatechange.net/document/pacific-gender-climate-change-toolkit-complete-toolkit

[6] „Climate for Peace: Inspirations. How to organize activities for climate justice and sustainable living“ verfügbar unter https://sci.ngo/resource/climate-for-peace-inspirations/

[7] „A daily plate of peace and non-violence: Toolkit“ verfügbar unter https://sci.ngo/resource/daily-plate-toolkit/

[8] Ein Kurzbericht zum Global Technical Meeting (GTM2020) finden Sie unter den AKLHÜ Publikationen: https://www.entwicklungsdienst.de/fileadmin/Kurzbericht_Internationale_Perspektiven.pdf

[9] Die Ergebnisse der Untersuchung finden Sie hier: https://forum-ids.org/2020/10/covid-19-and-volunteering-for-development/

[10] Weitere Einblicke zu diesen Themen finden Sie im AKLHÜ Interview „Perspektiven der Internationalen Personellen Zusammenarbeit“ mit Forum Koordinator James O’Brien. https://www.entwicklungsdienst.de/news/news/perspektiven-der-internationalen-personellen-zusammenarbeit-ein-gespraech-mit-james-obrien-leiten/

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